Kennen Sie Ihren Klout-Score? Nein? Also meiner schwankt zwischen 44 und 48. Sie wissen gar nicht was der Klout-Score ist? Dann befinden Sie sich in guter Gesellschaft. Der Klout-Score ist selbst unter Social Media-Experten recht unbekannt. Was verbirgt sich also hinter diesem „Klout-Score“? Und was sagt er letztendlich aus?

Wie Klout den Einfluss des Users misst

Klout leitet sich von dem englischen Wort „clout“ (politischer oder auch sozialer Einfluss) ab. Es ist eine Plattform, die von einem Unternehmen aus San Francisco gegründet wurde. Sie soll anhand zahlreicher Kriterien ermitteln, wie einflussreich ein Social Media-User ist. Stichwort: Reputationsmessung. Zu den Kriterien gehören beispielsweise, wie viele Facebook-Freunde oder Follower man hat. Oder auch wie häufig ein Beitrag geliked oder retweetet wird. Mittels Algorithmen wird dann ein Klout-Wert zwischen 1 und 100 ermittelt. Je höher der Score ausfällt, desto einflussreicher soll die bewertete Person laut Klout sein.

Der durchschnittliche Klout-Score liegt bei 40. Unter den bekannten Social Media-Usern hält Barack Obama einen Highscore von 99. Er liegt damit vor dem ehemaligen Spitzenreiter Justin Bieber, der momentan von 100 auf 94 abgerutscht ist.

Klout_Obama

Der von Justin Bieber liegt bei 94, der von Obama sogar bei 99: Der Klout-Score will anhand von Kriterien messen, wie groß Reputation und Einfluss eines Social Media-Users sind.

Folgende Social Media-Kanäle werden zur Ermittlung des Wertes getrackt: Facebook, Google+, Instagram, Twitter, Foursquare, LinkedIn. Aber auch Plattformen wie LastFM, Bing, WordPress, Wikipedia,TumblR, FlickR, Youtube und die Klout-Nutzung selbst spielen bei der Berechnung des Klout-Scores eine Rolle. Allerdings: XING findet bis dato keinerlei Berücksichtigung. Zumindest in Deutschland ist dieser Fakt sicherlich als Manko zu sehen.

Klout hält zudem eine Auflistung über Influencer zu bestimmten Themengebieten bereit. Sobald ein User sich öffentlich zu einer Marke bekennt oder zu bestimmten Themen als wesentlicher Einflussnehmer auffällt, wird dies bei Klout vermerkt. Firmen haben so blitzschnell die Möglichkeit, über das Tool „Klout for Business“ ihre Multiplikatoren ausfindig zu machen, also Influencer Tracking zu betreiben.

Was bringt mir ein hoher Klout-Score?

Klout vergibt für besonders einflussreiche Personen so genannte „Perks“. Damit sind Belohnungen gemeint, die Influencer mit einem hohen Klout-Score von Unternehmen erhalten, etwa Gutscheine oder auch Dienstleistungen. Mit der Vergabe erhoffen sich Unternehmen, dass die Influencer in ihren Netzwerken positiv über sie berichten. Für Unternehmen ergibt sich daraus also im besten Falle ein relativ günstiges virales Marketing.

In Deutschland gibt es im Bereich „Perks“ allerdings noch nicht allzu viel Bewegung. Das sieht in den USA wiederum ganz anders aus. Motorola hat Klout-Usern mit einem Score von über 60, die zudem im Bereich „Musik“ und „Technik“ als sehr einflussreich eingestuft wurden, die neuesten Bluetooth-Kopfhörer vor Markteinführung zum Testen gegeben. Durch den Content, der durch die „Auserwählten“ in den verschiedenen Social Media-Kanälen erzeugt wurde, stieg automatisch der Kampagnenerfolg im Online Marketing. Ein weiteres Beispiel ist eine Hotelkette in Amerika. Diese gibt Gästen mit hohen Klout-Scores ein automatisches Upgrade beim Check-in. Der Hintergedanke ist hier ebenfalls, dass der „einflussreiche“ Gast sich in seinen Netzwerken positiv über das Hotel äußern wird.

Eigentlich eine nette Idee mit den „Perks“. Was zunächst als Vorteil für den User aussehen mag, birgt andererseits die Gefahr, dass Leute anfangen, auf Biegen und Brechen irgendeinen Content zu erzeugen, nur um einen möglichst hohen Klout-Score und somit „Perks“ zu erhalten. Gleichzeitig beeinflussen Unternehmen gezielt die Wahrnehmung von Produkt und Marke durch den User, zumindest ist das ihre Intention. Jeglicher echte, unbeeinflusste Beitrag in den Social Media würde so, meiner Meinung nach, über kurz oder lang auf der Strecke bleiben. Und gerade Authentizität ist doch das, was wir im Bereich Social Media erwarten und auch wahren wollen.

In den USA längst Alltag: der Klout-Score als Einstellungsvoraussetzung

In den USA ist es längst Realität: Viele Firmen setzen bei ihren Personaleinstellungen im Bereich Online Marketing und Social Media auf einen hohen Klout-Score bei ihren Bewerbern. Als die Firma Salesforce im Juli 2012 ein Stellengesuch öffentlich ausschrieb, in dem der Bewerber einen Klout-Score von mindestens 35 vorweisen sollte, war in der englischsprachigen Blogger-Szene einiges los. Viele waren schlichtweg entrüstet. Auch in Deutschland gibt es bereits die ersten Unternehmen, die Bewerber für den Social Media-Bereich mit einem niedrigen Klout-Score ebenfalls gleich aussortieren.

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Würde sich die Autorin in den USA auf einen Job im Social Media-Bereich bewerben, würden einige Unternehmen ihren Klout-Score als Einstellungskriterium verwenden.

Es ist fraglich, ob der Klout-Score für Personalentscheider überhaupt von Bedeutung sein sollte. Er sagt im Prinzip nichts über die Social Media-Kompetenz des Bewerbers aus. Denn der Klout-Score bewertet nicht die Qualität der Posts. Lediglich die Quantität zählt. Wer also den ganzen Tag nur Inhalte ohne Sinn und Verstand postet oder sich provokativ zu bestimmten Themen äußert, erhält mit Sicherheit einen hohen Klout-Score. Denn zahlreiche Kommentierungen wären ihm zumindest aufgrund der provokativen Beiträge gewiss. Und Post-Kommentierungen mag Klout sehr.

Doch kann man so jemanden „Influencer“ nennen? Oder noch besser: Welcher Arbeitgeber würde sich über solch einen Angestellten freuen, der zwar viel, jedoch nur Müll postet?

Sicher, der Klout-Score KANN ein Anhaltspunkt sein, aber immer gleichermaßen aussagekräftig ist er ganz sicher nicht. Denn Quantität vor Qualität zu setzen, war noch nie eine gute Wahl.

 

Fazit

Wer im Bereich Social Media beruflich unterwegs ist oder sein möchte, sollte sich zumindest bei Klout registrieren, um seinen Klout-Score hin und wieder zu checken. Zumindest empfiehlt es sich einmal zu schauen, wie hoch der eigene Wert überhaupt ist. Abhängig sollte sich jedoch niemand von dem Klout-Score machen. Vielmehr ist er als Spielerei zu betrachten. So lässt sich testen, was den eigenen Score steigen lässt. Das kann zum Beispiel die Interaktion mit einem Klout-User sein, der bereits einen hohen Score hat. Oder auch Belohnungen von anderen Usern, die so genannte „+K“ für besonders informative Beiträge vergeben.

Letztendlich dient Klout zur Befriedigung der Neugier („Wie einflussreich bin ich?“) und der Eitelkeit. Denn der Mensch vergleicht sich nun mal gerne mit anderen und möchte dabei immer ein bisschen besser sein.