Berufe müssen im Gespräch sein, damit sie von Schulabgängern wahrgenommen werden. Dabei können Azubi-Blogs helfen. Allerdings braucht es Zeit und Verständnis seitens der Vorgesetzten, um das digitale Medium im Unternehmen zu etablieren. Keine leichte Aufgabe!

„Märkte sind Gespräche“, haben die Online-Visionäre Rick Levine, Christopher Locke, Doc Searls und David Weinberger einmal gesagt. Hast du schon vom neuesten Blockbuster, Chips-Geschmack oder Duft gehört? Unsere Konsumentscheidungen sind oft vom persönlichen Austausch und Urteil anderer abhängig. Warum sollten auf dem Ausbildungsmarkt andere Regeln gelten? Erzählt etwa ein Mediengestalter einem Schulabgänger von seinen positiven Erfahrungen aus der Ausbildung, könnte das Interesse an diesem Beruf geweckt sein. Deshalb ist gutes „Ausbildungsmarketing“ wichtig – insbesondere, weil immer mehr Schulabgänger studieren, anstatt eine Ausbildung zu machen, Stichwort Akademisierung. Das Problem besteht u.a. darin, dass über Berufe wie den Flachglasmechaniker nur wenig gesprochen wird und sich Schulabgänger somit kein authentisches Bild machen können.

Über einen Azubi-Blog junge Menschen ansprechen

Abhilfe kann da neben direkter Kommunikation auf Ausbildungsmessen ein Azubi-Blog schaffen. Über ihn kann ein Unternehmen ins Gespräch mit potenziellen Bewerbern kommen. Der persönliche Ton und die leichte Zugänglichkeit von Blogs ermöglichen es den Azubis eines Betriebs, Geschichten über ihre Ausbildung zu erzählen und über Social Media Schüler abzuholen. Diese bekommen einen persönlichen Einblick in Unternehmen, Tätigkeiten und Arbeitswelt der Azubis. Durch die Kommentarfunktion im Blog kann zudem ein Dialog zwischen den Auszubildenden und potenziellen Bewerbern entstehen. Selbst wenn Kommentare, wie selbst bei bekannten Azubi-Blogs, eine Seltenheit bleiben sollten, heißt das nicht, dass die Inhalte der Blogs nicht wahrgenommen werden – und das ist die Grundvoraussetzung für einen funktionierenden Markt.

Schritt für Schritt ins Gespräch kommen

Welche zentralen Aspekte müssen bei der Integration eines Blogs in das Ausbildungsmarketing berücksichtigt werden?

  1. ein Konzept entwickeln, in dem die Zielgruppenansprache, die technischen Eigenschaften des Blogs und die Frage der Zuständigkeiten geklärt werden.
  2. die technische Umsetzung des Blogs.
  3. die Schulung der Auszubildenden in der Handhabung. Sie werden in die Blogsoftware eingeführt sowie über Do´s und Don´ts beim Bloggen aufgeklärt.
  4. redaktionelle Themen festlegen, die in einer praktischen Übung direkt als erste Blogbeiträge umgesetzt werden. Im besten Fall wird gemeinsam ein Redaktionsplan entworfen.

Doch wie kann nach dieser Einführungsphase das Blog auch wirklich nachhaltig weitergeführt werden? Nach dem enthusiastischen Startschuss geht das Bloggen nämlich gerade bei kleineren Unternehmen oft wieder im Arbeitsalltag unter. Warum?

Probleme und Chancen: Zeitfresser versus Anreiz für Azubis und Bewerber

WordPress-Logo geht unter (Bild: kpgolfpro, pixabay.com, CC0-Lizenz)

Das Bloggen geht in der Arbeitsflut unter. Warum?

Ein Azubi-Blog kann nur funktionieren, wenn sich die Unternehmenskultur wandelt. Insbesondere bei kleineren Unternehmen sind Azubis oft stark in den Arbeitsalltag eingebunden und müssen außerdem ihre Berufsschule absolvieren. Mit dem Bloggen kommt nun noch eine weitere Tätigkeit hinzu. Statt in den Arbeitsablauf integriert zu werden, wird das Bloggen jedoch von vielen Abteilungsleitern als Hobby oder als Zeitfresser angesehen, der die Azubis von ihren Aufgaben abhält. Das Verständnis für die Social Media Tätigkeit ist kaum vorhanden, obwohl sie von der Unternehmensführung mitgetragen und unterstützt werden sollte, um die Azubis am Ball zu halten. Dass sich Bloggen und Arbeit ergänzen können, ziehen die – üblicherweise nicht-bloggenden – Abteilungsleiter selten in Betracht.

Dabei werden wertvolle Potenziale vernachlässigt oder sogar völlig ignoriert. Denn zum einen nimmt der Mangel an Bewerbern und damit die Belastung der Abteilungen weiter zu, wenn Bewerbungen ausbleiben. Zum anderen können die Azubis schon für ihre momentane Ausbildung Synergieeffekte aus dem Bloggen ziehen und damit Arbeit im Betrieb, Berufsschule und Teamfähigkeit ergänzen und verbessern. Denn Azubis setzen sich beim Bloggen stärker mit Themen des Unternehmens und der Branche sowie der Gemeinschaft im Unternehmen auseinander und erhöhen damit ihre Identifikation mit Beruf und Branche. Sie könnten als Aushängeschilder des Unternehmens Selbstverwirklichungspotenziale entfalten, die sich positiv auf das Betriebsklima und die Leistung auswirken können.

In Gesprächen mit Azubis hat sich gezeigt, dass gerade durch gemeinsame Azubi-Projekte wie das Bloggen ein „Wir“-Gefühl entsteht und sich der Stolz auf gemeinsame und eigene Leistungen vermehrt, indem diese öffentlich gemacht werden.

Voraussetzung für erfolgreiches Bloggen: ein Wandel der Unternehmenskultur

Azubi-Blogs können also großes Potenzial haben – für die Außenwirkung und das Recruiting des Unternehmens ebenso wie für die persönliche Entwicklung der Auszubildenden und ihre Identifikation mit dem Unternehmen.

Damit sich dieses Potenzial entfalten kann, muss das Bloggen aktiv unterstützt, am besten noch vorgelebt werden. Ein knappes Konzept und eine Schulung reichen nicht aus. Ein Wandel der Unternehmenskultur muss eingeleitet werden.

Wie sich dieser Wandel gestalten lässt, werde ich in „Teil II: Wandel der Unternehmenskultur – Vom Azubi zum Azubi 2.0“  besprechen. Bleibt dran!

Habt ihr auch schon Erfahrung mit Azubi-Blogs gemacht? Stellt mir gerne Fragen oder berichtet über Eure Erfahrungen.