Unter dem Motto „Werbeagentur trifft Social Media“ hat am 05. Mai 2015 der Social Media Stammtisch Oldenburg (#SoMeOL) in die Finca & Bar Celona in Oldenburg eingeladen. „Ein Agenturhaus für Oldenburg“ ist ein brisantes Thema, das viele Teilnehmer zu dieser Veranstaltung lockte. Bei der Vorstellungsrunde wurde deutlich, welchen Stellenwert diese Veranstaltung hat.

Friedlich vereint

Quelle: Chrstian Ahlers. Friedlich vereint und guter Dinge

Unter der Moderation von Mediavanti Geschäftsführer Claus Spitzer-Ewersmann (l.) diskutierten Jens-Dieter Kehrer (2.v.l.) und Christoph Helmes (r.) das Für und Wider eines Agenturhauses in bzw. für Oldenburg.

Nach der Begrüßung durch Sebastian Neumann (2.v.r. Gründer des Netzwerks #SoMe) stellte Jens-Dieter Kehrer, Geschäftsführer der Kehrer Werbeagentur GmbH, die Grundidee zu einem Agenturhaus für Oldenburg vor.

Um die heutige Situation verstehen zu können führte Kehrer die Teilnehmer in die Oldenburger Werbe – und Marketingvergangenheit und machte anhand von Beispielen deutlich, dass Oldenburg heute keine Leuchtturmfunktion in der Branche hat. Es gibt zwar viele Einzelagenturen und Spezialagenturen im Großraum Oldenburg, aber einen „Leuchtturm der Branche“ für die Stadt Oldenburg mit deutschlandweitem Image sieht er nicht. Genau hier soll das Modell „Agenturhaus für Oldenburg“ ansetzen, wobei der Begriff Haus nicht ganz wörtlich zu nehmen sei.

Kehrer Pro

Quelle: Christian Ahlers. Jens-Dieter Kehrer als Architekt des Agenturhauses

Mit einer eindrucksvollen Skizze veranschaulichte Kehrer dann, wie er sich das Agenturhaus vorstellt und welche Rahmenbedingungen es geben sollte.

Mit dem OFFIS  (Oldenburger Forschungs- und Entwicklungsinstitut für Informatik), TGO  (Technologie – und Gründerzentrum Oldenburg) und dem GIZ Universität Oldenburg (Gründungs- und Innovationszentrum) ist Oldenburg überregional gut in den Bereichen Informatik und neue Technologien für die Zukunft aufgestellt. Die schnelle Entwicklung der letzten 10 Jahre in der Werbe- und Marketingbranche macht es kleineren Agenturen zunehmend schwerer, mit den Großen der Branche Schritt zu halten. Ferner arbeitet die Mehrzahl der Agenturen bereits in eigenen Netzwerken an Projekten und Aufträgen zusammen, da zunehmend Spezialwissen zu einzelnen Bereichen des Online-Marketing immer wichtiger werden.

Die graphischen Anforderungen, SEO/SEM oder auch Social Media Kenntnisse werden immer komplexer, so dass Agenturen zusammen arbeiten müssen, um dem Kunden ein best mögliches Ergebnis präsentieren zu können.

Dieser Gedankengang der „Zusammenarbeit“ könnte sehr gut mit einem Agenturhaus umgesetzt werden und neben OFFIS, TGO und dem GIZ Oldenburg ein weiterer Leuchtturm Oldenburgs werden. Kosten für Verwaltung, Akquise und Eigenmarketing könnten so für die Einzelnen minimiert und gleichzeitig Oldenburg aufgewertet werden.

Ein Agenturhaus zieht große Kunden an und erhält aktuelle Kundenbeziehungen in der Region“ so Kehrer.

Helmes contra

Quelle: Christian Ahlers. Christoph Helmes als Antagonist

Nach dieser umfassenden Darstellung und einigen kleinen Zwischenfragen übergab der Moderator Spitzer-Ewersmann, das Wort an Christoph Helmes, Geschäftsführer der 2012 gegründeten Technologieagentur für digitale Kommunikation (Junge Haie  GmbH), der seine Argumente gegen ein Agenturhaus den Teilnehmenden nachvollziehbar vorstellte.

Das Hauptargument „man braucht keine räumliche Nähe, um effektiv mit anderen arbeiten zu können“, führte die Teilnehmer in die Welt der  modernen  Kommunikationsmöglichkeiten von heute. Skype, Hangout und andere  Social Software Plattformen lassen sich effektiv nutzen und dadurch weltweit zusammenarbeiten.

Ferner findet man nie die Spezialisten an einem Ort, die man für bestimmte Projekte braucht, um dem Kunden das best mögliche Ergebnis zu präsentieren. Hier machte Helmes seinen extrem hohen Qualitätsanspruch an sich und seine Agentur, aber auch an Kooperationspartner deutlich. Dieses könnte ein Agenturhaus in dieser Form gar nicht leisten. Auch die interne Konkurrenz in einem Agenturhaus sollte nicht außer Acht gelassen werden, wenn zwei sich auf gleichem Terrain bewegen. Als weiteres Argument gegen räumliche Nähe führte Helmes an, dass man ungerne jemandem im Agenturhaus sagen würde, dass er z.B. nicht die nötigen Qualifikationen hat und man für einen Kundenauftrag jemand Externen verpflichtet.

Ist es wirklich aus Kundensicht nötig, einen Leuchtturm zu haben oder legt der Kunde mehr Wert auf Kompetenzen?

Jetzt gab es mehr Zwischenfragen und Anmerkungen zu den einzelnen Statements, denn die Teilnehmer waren auch sehr gespalten. „Qualität vor Nähe“ war u.a. ein häufig gehörtes Argument aus Kreisen der Zuhörer. Aber auch der Hinweis, dass mit der fischerAppelt AG in Hamburg ein Agenturhaus funktionieren kann.

Gruppenbild Tisch

Quelle: Christian Ahlers. Gespannte Erwartungshaltung in der großen Runde

 

Bei dieser Thematik hatte auch der Moderator, Claus Spitzer-Ewersmann einige Fragen an Kehrer und Helmes. Unter den Teilnehmenden kam es jetzt zu der gewünschten Diskussion und machte deutlich, wie „heiß“ der Plan zu einem Agenturhaus in Oldenburg und Umgebung diskutiert wird.

Fazit:

Mit einem konkreten Bauplan für das Agenturhaus hatte wohl ernsthaft keiner gerechnet, aber bemerkenswert waren die unterschiedlichen Vorstellungen von vernetzter und digitaler Zusammenarbeit Kehrer und Helmes als auch bei den Teilnehmern. Alle sind gut vernetzt, arbeiten mit anderen eng zusammen, haben feste und lose Kooperationspartner weltweit und trotzdem so unterschiedliche Argumente für und gegen ein Agenturhaus in Oldenburg.

Der globale Gedanke, Leuchtturm für Oldenburg, sollte dennoch weiter verfolgt werden, denn gerade in dem noch boomenden Werbe-/Marketingsektor wird es irgendwann auch zu einer Marktbereinigung kommen, so dass der Kuchen neu verteilt wird.

Im Hinblick auf Nachwuchsförderung für die Branche, kreative Köpfe, Wirtschaftsstandort und Image der Stadt Oldenburg hätte ein Kompetenzzentrum (Agenturhaus) sicherlich langfristig Vorteile für alle, auch wenn kleinere Spezialagenturen schneller und effektiver auf veränderte Marktbedingungen reagieren könnten.

Vielleicht sollte der Begriff „Agenturhaus“ noch globaler gesehen und auch sekundär Ansiedlungen nicht außer Acht gelassen werden. Zusammenarbeit mit Schulen und Fachschulen, Weiterbildungsträgern, den Universitäts-und Fachhochschulstandorten im Nordwesten sowie der regionalen Wirtschaft könnten weitere Synergien entstehen lassen, die dann über Oldenburg hinaus strahlen.

Danke sagen tut gut

Wir hatten einen sehr interessanten Abend und bedanken uns ganz herzlich bei der Cafe&Bar Celona für die tolle Räumlichkeit und die Bewirtung, Jens-Dieter Kehrer von Kehrer Werbeagentur, Christoph Helmes von Junge Haie GmbH und Claus Spitzer Ewersmann der Mediavanti OHG für die Vorträge und Moderation.

Ein dickes Dankeschön geht an unseren Fotografen Christian Ahlers für die Fotos.

Trotz heißer Diskussion gingen alle mit einem Lächeln nach Hause. Ein toller Abend! Celona

Freundlich