Ein Rückblick auf den 13. #SoMeOL zum Thema „Digitale Fahndung“

Die Social Media-Welt blickt gespannt auf die Aktivitäten der Polizei in sozialen Netzwerken. Und das nicht erst, seitdem die Polizei Nordrhein-Westfalen vor Kurzem bekannt gab, ihre Facebook-Fans nach einem Beschluss des Innenministeriums fortan zu siezen. Wozu nutzt das Staatsorgan die Social Media? Wie wird der Dialog geführt und wie mit heiklen Informationen umgegangen?

Mathias_Kutzner

Wie die Polizei Niedersachsen die Social Media für ihre Zwecke einsetzt, darüber referierte Mathias Kutzner.

Diesen Fragen widmete sich Mathias Kutzner, zuständig für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Polizeiinspektion Oldenburg-Stadt/Ammerland, beim 13. #SoMeOL bei der TeleTeam Call-Center und Service GmbH vergangenen Mittwoch. In seinem Vortrag „Digitale Fahndung – Polizeiarbeit trifft Social Media“ gab er einen Überblick über die einzelnen Kanäle der Polizei Niedersachsen, zeigte Beispiele für Inhalte und Dialogführung und klärte über die Rechtslage auf.

„Digitale Täter fängt man nicht mit analogen Mitteln!“

Seit 2011 ist die Polizei Niedersachsen in den Social Media aktiv. Aber warum überhaupt nutzt sie die sozialen Medien? „Ganz einfach“, so Kutzner: „Digitale Täter fängt man nicht mit analogen Mitteln!“ Ebenso wie die Fans auf Facebook seien Täter und Opfer, gerade bei Gewaltdelikten, überwiegend jung – unter 35 Jahre. „Kriminalität ist jung, die Facebook-Nutzer sind es“, zitiert Kutzner seinen Kollegen Stefan Wittke, Pressesprecher des Niedersächsischen Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr und im Jahr 2011 Initiator der Facebook-Fanpage der Polizei Hannover. Im Gegensatz zu den klassischen Medien erreiche die Polizei mit Zeugenaufrufen auf Facebook also genau die Zielgruppe.

Fahndung: Fälle lösen über Facebook

Ob Körperverletzung oder Raubüberfall, Sexualdelikt oder Computerbetrug, Landfriedensbruch oder gar Tötungsdelikt – Facebook und Co. werden zur Fahndung eingesetzt. Im Zeitraum März 2011 bis Januar 2012 konnten so acht Fälle von 70 gelöst werden, darunter auch zwei Vermisstenfälle. Die Voraussetzung für eine Fahndung über Facebook: Zuvor muss sie auf sämtlichen anderen (Medien-)Kanälen ergebnislos geblieben sein. Und sie muss offiziell per Formular beantragt werden. Auch in Sachen Social Media müssen die behördlichen Vorgänge eingehalten werden.

Ist die Nutzung von Facebook genehmigt, gilt: Das Fahndungsbild darf nicht direkt auf der Plattform eingestellt werden, sondern erst auf einem externen Link auf der offiziellen Website der Polizei erscheinen. Wenn der Fall gelöst ist, muss das Bild von der Website entfernt werden. Diese Regelung trifft auch auf die Social Media zu – wie aber kontrollieren? Unmöglich, gibt Kutzner zu. Was einmal online gegangen sei, bleibe im Netz. Nichtsdestotrotz werden die Fans im Post aufgefordert, Fahndungsbild, Name und Beschreibung des Beschuldigten zu löschen. „Alles andere entzieht sich unseren Möglichkeiten“, so Kutzner.

Prävention: über Verbrechen aufklären – und sie verhindern

Neben der Fahndung können die Social Media auch der Prävention dienen. Aufklärung zu leisten, soll Verbrechen von vornherein erschweren oder – besser noch – ganz verhindern. Ein Hinweis wie „Vermehrt Taschendiebe in der Innenstadt unterwegs“ oder ein Video zu den neuesten Betrügertricks tragen dazu bei. Als weiteres Beispiel nennt Kutzner die Bekanntgabe der Routen von verfeindeten Hooligan-Gruppen zu einem Fußballspiel. „So können wir die anderen Besucher davor schützen, in eine eventuelle Schlägerei zu geraten“, erklärt er.

Polizeieinblicke: Arbeitsalltag und Recruiting

Nicht zuletzt gewährt die Polizei Niedersachsen über die Social Media Einblicke in ihren Alltag. Da werden Studierende der Polizeiakademie Niedersachsen bei ihrer ersten Nachtschicht begleitet. Oder man verlinkt auf eine Reportage von einem Fernseh-Team des NDR, das über ein Jahr zwei Mitarbeiter der Bereitschaftspolizei bei der täglichen Arbeit gefilmt hat. Und es wird zudem versucht, über die Social Media Nachwuchs und Fachpersonal zu gewinnen.

Fazit: Wenn die Polizei die Social Media nutzt … 

… dann kann sie für positive Überraschungen sorgen: Der Content ist breiter gefächert als vermutet, der Informationsfluss polizeiintern klar geregelt und die Kommunikation erstaunlich transparent.

Sicherlich gäbe es noch Luft nach oben, was Einsatz und Umgang mit den Social Media angeht; so sei etwa die personelle Besetzung noch nicht ideal, räumt Kutzner zum Schluss ein. Und nicht immer würden alle Aktivitäten reibungslos verlaufen. Über die Plattformen würden die Inhalte der Polizei Niedersachsen aber durchaus bereits eine beachtliche Reichweite erzielen und sich Einsatz und Handhabe auch zukünftig weiter optimieren.

IMG_3572

Weiß um den hohen Beitrag für Erfolg in den Social Media: #SoMe-Gründer Sebastian Neumann.

Die Social Media-Nutzung ist eben ein Lernprozess für alle – Unternehmen ebenso wie Institutionen und Behörden. „Erfolg in den Social Media ist nicht selbstverständlich, zumal für eine Behörde wie die Polizei“, bestätigt #SoMe-Gründer und #SoMeOL-Initiator Sebastian Neumann. „Es braucht eine durchdachte Ausrichtung und konsequente Umsetzung und dafür wiederum das entsprechende Know-how und ausreichend personelle Kapazitäten.“

Mareike Lange

 

Danke sagen tut gut

Danke an den Referenten Mathias Kutzner

Danke an die TeleTeam Call-Center und Service GmbH für die Location und optimale Organisation

Danke an Harry Indenbirken für die Bilder des Abends

Danke an alle Teilnehmer für die angeregte Diskussion zum Vortrag und den anschließenden Austausch