Die Social Media Anwenderkonferenz (#SMAK) hat sich über das letzte Jahrzehnt zu einer festen Größe im unendlichen Social-Media-Konferenz-Jungle gemausert. Mit dem klaren Fokus von Anwendern für Anwender bietet sie jedes Jahr aufs Neue tolle und spannende Insights ohne großes Verkaufsgeschwurbele.

So wurden dann auch die Teilnehmer am 20. Oktober vom Moderator Markus Brandl unterhaltsam durch den Tag geführt. Markus ist Communication Digital Manager bei Bayer und wusste durch seine Anekdoten und eigenen Insights zu begeistern. In Sachen Community Management steht für ihn auch eins fest: „Bei gutem Community Management bekommen die Anderen den Shitstorm gar nicht mit“

[Anm. d. Red.: Das Wort Shitstorm gibt es im Englischen übrigens so nicht].

Dass es ohne Community nicht geht, ist auch Vorwerk klar. Rund um ihren Thermomix hat sich eine feste Community von Anwendern und Fans entwickelt, die das Unternehmen aktiv managt. Für Michele Aggiato, Social Media Manager International bei Vorwerk, ist dabei vor allem die intrinsische Motivation entscheidend. Also die Motivation aus der heraus man etwas seiner selbst willen tut – weil es Spaß macht oder eine Herausforderung darstellt. So haben alleine in 2015 Nutzer über 35.000 neue Rezepte für den Thermomix Online gestellt. Dabei sind die Rezepte für Michele das Entscheidende: „Der Thermomix ist einfach nur eine Maschine. Was es zum Leben erweckt, ist das Rezept.“ Und damit letztlich die Community.

Für Jasper Krog von Beiersdorf ist diese Bindung zu einer Marke ebenfalls der Casus Knacktus. Doch die Bindung weltweit zu schaffen, ist eine Herausforderung. Da die Länder teilweise sehr unterschiedlich funktionieren, haben die Länder-Einheiten bei Beiersdorf große Freiräume eigenständig und für ihre Märkte Content und Kampagnen zu entwickeln. Die Kampagne „Nivea Sunslide“ wurde beispielsweise für den südafrikanischen Markt entworfen. Funktioniert eine Aktion lokal gut, wird sie innerhalb des Konzerns geteilt und so können andere Ländergesellschaften auf der Aktion und dem bereits produzierten Content aufbauen. Bei der „Nivea Sunslide“ wäre Australien sicher auch ein passender Markt.

Und wenn den Teilnehmer bei so viel Sonne nicht schon warm genug gewesen wäre, bekamen sie dann beim Interview von Markus Brandl mit Alena Gerber, Moderatorin und Model, noch mehr nackte Haut zu sehen. Natürlich nicht live auf der Bühne, sondern durch Beispielposts von Alena (huch!) oder sogenannten „Instagram-Girls“. Übrigens Letzteres ist inzwischen wohl der deutlich besser bezahlte Job. Das merkt Alena bei Castings dann auch immer wieder. Häufig ist die erste Frage: „Und, wie viele Follower hast Du?“ Wer da nicht mit einem Millionenpublikum aufwarten kann, ist raus. Dabei steckt auch bei den neuen Sternchen im Internet oft eine ganze Crew hinter der Content-Produktion. Denn auch wenn z.B. Fotos auf Instagram oft spontan wirken, sind sie das nicht.

Für Lucien Coy, Freelancer und Experte für Community Management, steht weniger die nackte Haut, sondern eher die kreative Einbindung der Community im Mittelpunkt. Dabei können durchaus Offline- und Online-Elemente kombiniert werden. So hat der Sneaker-Hersteller Diadora das erste Modell seines Schuhs N9000 einfach mal zu Fuß ausgeliefert – von Italien nach Barcelona 1.500km joggen. Für Lucien ist entscheidend, dass Unternehmen Kreativität zulassen und die Marke öffnen, um so bereichernde neue Interpretationen zu ermöglichen.

Die Deutsche Bahn nutzt dafür am liebsten eigene Plattformen. Denn sie bieten Datenhoheit und die Möglichkeit der nahtlosen Verknüpfung von Inhalten über die verschiedenen Kanäle hinweg. Für Nico Kirch, Referent Online-Redaktion und Media-Management, geht es aber vor allem darum Silos aufzubrechen und Informationen konsistent über alle Kanäle aufzubereiten. Die Bahn fokussiert sich so auf drei Ziele:

  1. Vermittlung von Hintergrundinfos und Wissen rund um die Bahn
  2. Kundenservice mit Hilfe zur Selbsthilfe
  3. Einbindung von Kunden in den Wertschöpfungsprozess (mit Hilfe der Kanäle Community und Ideenschmiede der DB)

Ein Satz brachte es allerdings dann auch unverklärt auf den Punkt: „Letztlich geht es darum, Geld zu verdienen“. Na dann: Gute Reise!

Aber das soll nun nicht das Fazit der Konferenz gewesen sein. Denn es war ein spannender Tag, mit vielen Aha-Momenten und guter Möglichkeit zum Netzwerken. Spannend vor allem deshalb, weil die Referenten Insights dazu gaben, wie die Theorie in der Praxis umgesetzt wird und vor welchen Herausforderungen auch große Konzernen stehen können (Stw. z.B. US-Server und Safe-Harbor-Abkommen). Summa summarum: Nächstes Jahr gern wieder!